Wachsame Schule -
Reaktionen auf Mobbing & Gewalt verbessern


 

Wenn die Schule Mobbing hinnimmt, tun die Schüler das auch.



Gewalt- und Mobbingangriffe haben in der Regel viele Beobachter und Mitwisser, nämlich Mitschüler und auch Eltern, die durch ihre Kinder Berichte aus der Schule erhalten. Diese beobachten ebenfalls, ob und wie die Schule auf diese Angriffe reagiert. Für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Schulgemeinschaft muss die Schule daher in ihrem Handeln glaubwürdig zeigen, dass sie Mobbing & Gewalt nicht duldet, sondern sich schützend vor die Betroffenen stellt und die Angriffe stoppt.

In der Regel gelingt es Schulen (zu) lange nicht, die Angriffe zu beenden und die Angegriffenen zu schützen. So dauern die Angriffe oft ein Schuljahr und länger an und diejenigen, die solchen Angriffen ausgesetzt sind, fliehen von der Schule.

Unsere bisherige Auswertung hunderter, uns von Schülern, Lehrern und Eltern berichteter Fälle von Gewalt und Mobbing an Schulen zeigt, dass häufig die größten Probleme seitens der Schule im Bereich der späten Kenntniserlangung von den Angriffen und der zeitnahen Auswahl und Umsetzung einer wirksamen Maßnahme zur Intervention lagen.

Zum Schuljahr 2017 /2018 haben wir das Programm „Wachsame Schule“ gestartet. Mit der erfahrenen Anleitung der Stiftung wird die Schule dabei unterstützt und beraten, ihre Reaktionen auf Mobbing und Gewalt zu verbessern.

Wesentlich dabei ist, dass jede Schule von einem anderen Punkt startet und auch nicht alle den gleichen Weg gehen. Wir haben immer wieder starke Unterschiede in Vorstellungen von Lehrern - auch innerhalb eines Kollegiums - und auch bei Schulleitern sowie Eltern erlebt. Das Stiftungsteam gibt daher keine fertigen „Lösungen“ vor, sondern bietet Erfahrungen und Lösungsansätze anderer Schulen an.

Das Stiftungsteam unterstützt die notwendigen Prozesse auch mit Fragen, z.B.:

  • „Wie beenden Sie Mobbingangriffe?“
  • „Wie erfahren Sie überhaupt davon?“
  • „Wieviel Zeit brauchen Sie, um darauf zu reagieren?“
  • „Wie vermitteln Sie den anderen Schülern (und auch vielen die Angriffe beobachtenden Eltern) die Handlungsfähigkeit Ihrer Schule, wenn jemand fortgesetzt gequält wird?“

Häufige Probleme in der Praxis



Die uns seit dem Jahr 2010 geschilderten Probleme von Schülern, Eltern aber auch Lehrern, Schulsozialarbeitern und Schulleitern sind in allen Schularten verbreitet.

  • Fehlende interne Regelung, wer welche Maßnahmen durchführt und auch nachhält, ob diese Wirkungen zeigen (organisatorische Probleme)
  • Fehlender schulinterner Konsens: Wann muss eingegriffen werden?
  • „Die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut.“
  • Diverse Handlungsunsicherheiten
  • Die Lehrer erfahren von den Vorfällen nicht oder sehr spät - Fehlendes Vertrauen / Angst von Betroffenen und Beobachtern
  • Wie und wo kommen die Informationen über die Angriffe zusammen?
  • Muss ich als Lehrer auch auf Taten außerhalb der Schulzeit und außerhalb des Schulgeländes reagieren?
  • Kein einheitliches Handeln im Kollegium / fehlender Konsens. Lehrer 1: „Das gab´s schon immer!“ oder „das ist nicht meine Aufgabe“; Lehrer 2: „Da kann man doch nicht zusehen!“; Lehrer 3: „Das sollen die unter sich klären. “
  • Trotz Maßnahmen werden Angriffe nicht beendet. Es werden bspw. Gespräche geführt, die aber oftmals die Angriffe nicht beenden, auch nicht nach dreimaliger Wiederholung (unwirksame Maßnahmen).
  • Häufige Delegation aller Mobbing-Zustände an Schulsozialarbeiter und / oder gar Konfliktlotsen / Streitschlichter ohne „Erfolgskontrolle“
  • Nach Realisierung eines Mobbingfalls passiert lange nichts Wirksames, sodass im Regelfall die Angegriffenen verzweifeln und die Beobachter das Vertrauen in die Schule verlieren. Dies hat zur Folge, dass die Schule gar keine Hinweise aus der Schulgemeinschaft auf Mobbing mehr erhält.
  • Die Angegriffenen fliehen von der Schule oder schwänzen dauerhaft den Unterricht.

Ansatzpunkte für Ihre Schule



Auch wenn sich die o.g. Probleme an zahlreichen Schulen wiederholen, wissen wir aus unserer langjährigen Zusammenarbeit mit Schulen, dass vor Ort regelmäßig unterschiedliche Gegebenheiten vorliegen oder sehr unterschiedliche Ressourcen und Bordmittel zur Verfügung stehen (z.B. Umfeld, Personalausstattung, Zusammensetzung des Kollegiums, Unterstützung durch Eltern). Wir haben einige einfache Fragen entwickelt, mit denen Sie testen können, wie Ihre Schule aufgestellt ist und wo eventuell erste Ansatzpunkte für einfache Verbesserungen bestehen könnten.


Häufige Fortschritte unserer „Wachsamen Schulen“




Einige der Maßnahmen, die bislang am Häufigsten von den durch die Stiftung im Programm begleiteten Schulen entwickelt wurden, nennen wir im Folgenden. Diese sind erste, wichtige Schritte in dem Gesamtprozess der Schule, die eigenen Reaktionen auf Gewalt und Mobbing zu verbessern:

  • Formulierung einer klaren Haltung und Kommunikation dieser in die Schulgemeinschaft.

    „Gewalt akzeptieren wir nicht.“ / „Wir dulden kein Mobbing. Wir verpflichten uns, gegen Mobbing vorzugehen, wenn wir es beobachten.“ / „Mobbing muss an dem Tag aufhören, an dem es bekannt wird.“

  • Bildung eines Teams aus dem Kollegium, dessen Mitglieder besonders geeignet und künftig zuständig sind für Gewalt- und Mobbingvorfälle.

    „Krisenteam“ / „Interventionsteam“ / „Präventionsteam“

  • Schulinterne Verständigung auf eine Eingriffsschwelle, bei deren Überschreitung die Schule aktiv wird.

    „Wenn ein Schüler Angst hat.“ / „Straftaten und Verstöße gegen die Hausordnung der Schule“

  • Erarbeitung eines konkreten Konzeptes zum Vorgehen der Schule bei Mobbing und Gewalt.

    „Gewaltpräventionskonzept“ / „Strategie zum Umgang mit Mobbing“ / „Ablaufplan“

  • Entwicklung eines eigenen, einfachen Dokumentationssystem für den internen Informationsfluss bei Mobbing- und Gewaltvorfällen.

    „Vorfallsmeldung“ / „Dokumentationsvorlage für Infos an das Interventionsteam“

  • Entwicklung eines eigenen Wiedervorlagesystems zur Nachhaltung und weiteren Beobachtung von Mobbing-Zuständen (damit die Maßnahmen nicht versanden, Wirksamkeitskontrolle und zur Gewinnung von Lerneffekten der handelnden Schule)
  • Schule entwickelt eine „Anti-Mobbing-Vereinbarung“ mit klar formulierter Botschaft inkl. Selbstverpflichtung der Schule, die von allen Vertretern der Schulgemeinschaft unterschrieben wird (Schulleiter, Elternvertreter, Schülervertreter)
  • Deklaratorische Verhaltensverträge werden mit den Eltern geschlossen, um Schulregeln klar zu kommunizieren und zu verdeutlichen, dass diese von der Schule durchgesetzt werden.
  • Zur Ermöglichung einer (anonymen) Hinweisgebung auf Mobbing und Gewalt durch Betroffene und Beobachter haben einige Schulen auf ihren Schul-Webseiten, den Hilfe-Brief, der Stiftung verlinkt.
  • Anbringung der Tafel zur Beteiligung am Programm „Wachsame Schule“ in der Schule – als ein für alle sichtbares Signal, dass diese Schule sich vorgenommen hat, „WACHSAM“ zu sein (Selbstverpflichtung nach innen und außen)

Wir legen aus Erfahrung Wert darauf, jede Schule ihrem bisherigen Stand und ihrer vorhandenen Bordmittel entsprechend auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Daher kann sich jede Schule jederzeit in ihrem eigenen Tempo in unserem Programm auf den Weg machen, ihre Reaktionen auf Mobbing & Gewalt zu verbessern.

Indem wir fortlaufend auswerten und (anonymisiert) davon berichten, wie Schulen mit Mobbing & Gewalt umgehen, wie sie auf solche Angriffe reagieren, welche Probleme dabei auftreten und welche Verbesserungen erreicht werden, fördern wir, dass sich in Deutschland fortschreitend Standards einer guten Schulpraxis etablieren, an denen sich Schulen orientieren können.

Sollte auch Ihr Interesse an der Teilnahme an unserem kostenlosen Programm „Wachsame Schule“ geweckt worden sein, melden Sie sich gerne bei uns! Wir sind davon überzeugt, dass JEDE Schule es schaffen kann, ihr Vorgehen bei Mobbing & Gewalt zu verbessern und wir unterstützen und beraten Sie gerne dabei.


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freie Plätze